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Wir wohnen in einem Teilgebäude einer ehemaligen Wassermühle, der Heumühle Mobendorf.
Unser Fachwerkhaus ist das ehemalige Auszugsgebäude, in welchem die ältere Müllergeneration den Lebensabend verbrachte und sich auch die Gesindekammern befanden.
Und gegenüber, im Hauptgebäude der Mühle, wohnt immer noch die Witwe des letzten Müllers, Gertrud (Omi) Luft, sowie die Familie ihrer Tochter.
In einheimischen Kreisen wird die Heumühle auch oft noch 'Luftmühle', nach dem Namen des letzten Müllers, genannt.
Der Striegistaler Heimatforscher Franz Schubert hat im Striegistalboten des September und Oktober 2015 eine lesenswerte Chronik der Heumühle veröffentlicht, welche wir
hier als PDF-Dokument zum Download
anbieten. Zwei kleine Fehler in den Abbildungen hab' ich mir erlaubt zu korrigieren...
Die Heumühle um 1910
Der unvermeidliche geschichtliche Abriss:
Die Heumühle ist 1186 erstmalig als Gründung der Mönche des nahegelegenen
Zisterzienserklosters Altzella
bei Nossen urkundlich erwähnt worden. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte sie 1553 bis 1555 einem Herrn Kilian Schmidt, von 1555 bis 1587 ist sie Eigentum des Kanzlers Mordeisen bei Kurfürst Moritz.
Im Jahr 1644 verkauft Richter Adam Eckart zu Mobendorf die Heumühle seinem Schwiegersohn, dem kurfürstlichen Oberförster Andreas Lehmann zu Reichenbach. Der Kauf wird vom Kurfürst 1649 bestätigt (die behördlichen Bearbeitungszeiten waren ähnlich den heutigen).
Bei seinem Tod im Jahr 1675 vererbt der Oberförster die Heumühle seiner Tochter aus dieser Ehe, wie man in seinem Testament liest:
Hier folgt die Fußnote 1) zu obigem Text:
aus: Augustus Hermannus Königsdörffer: Verwüstung der Kirchfahrt Langhennersdorf bei Freiberg im dreißigjährigen Kriege und ihre Wiederherstellung, Freiberg 1879 (
Dokument in der Sächs. Landesbibliothek
) Ich danke
Olaf Born
aus Mobendorf für den Hinweis auf dieses Dokument!
Die weiteren Spuren verlieren sich wieder in den Wirren der Geschichte. Sicher ist, dass die Heumühle bis 1912 der Familie Uhlmann gehörte, welche die Heumühle in diesem Jahr an Paul Luft verkaufte. Dessen Sohn Gerhard Luft übernahm später die Mühle, heiratete Gertrud Luft (s.o.) und war auch der letzte Müller, der einen Mahlbetrieb bzw. eine Futterherstellung betrieb.
Die Mühle wurde bis in die 1970er Jahre immer mit Wasserkraft betrieben.
In den Jahren 1946/47 wurde das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt und die Mühlentechnik in der Folgezeit mit Gleichstrommotoren angetrieben.
Der Anschluss an das öffentliche Stromnetz erfolgte erst Mitte der 1970er Jahre!
Die Mühle wurde bis 1984 noch zur Futterherstellung für die LPG betrieben. In diesem Jahr starb Gerhard Luft, der letzte Müller der Heumühle zu Mobendorf.
Da die Mühlen fast immer auch eine Gastwirtschaft hatten (unsere bis in die 60er Jahre), gab es auch entsprechende Ansichtskarten
Das Nebengebäude um 1930.
Es soll eine Inschrift über der Haustür gegeben haben, die die Jahreszahl 1878 enthielt. Wir nehmen also 1878 als das Jahr der Fertigstellung unserer Villa an.
Die folgende sehr genaue Kreidezeichnung ist von 1919 datiert und zeigt unser Nebengebäude mit einer heute so nicht mehr vorhandenen Tür zur Straßenseite. Sie zeigt auch sehr gut im rechten Bildbereich das Holzgebäude der Sägemühle, von dem auf dem Winterfoto von 1930 darüber schon nur noch die Balken auf den steinernen Grundmauern zu sehen sind.
Bitte beachten: im Vordergrund ist ein Telegrafenmast zu sehen, es muss 1919 bereits Telefon in der Mühle gegeben haben!
Das folgende Foto ist an dem Ort aufgenommen worden, an dem der Maler der Zeichnung oben gestanden hat. Man sieht - unser Haus hat sich nicht wesentlich verändert, nur die Landschaft ist deutlich zugewachsen!
Im Winter ist auch der Durchblick auf die nicht mehr so historische Fassade des eigentlichen Mühlengebäudes gegeben.
Wegen der netten Umgebung im Striegistal war die Heumühle zumindest seit den 30er Jahren auch Sommerfrische für viele Städter aus der Umgebung. Diese wohnten dann ebenfalls im Nebengebäude.
Ein prominenteres Beispiel ist die aus der Umgebung stammende Lore Hennig, die 1958 die Frau des
Schauspielers Günter Strack
wurde. Der Vater von Lore Hennig war
Arno Hennig
, Lehrer und nach dem 2. Weltkrieg bis 1946 Oberbürgermeister von Freital bei Dresden. Nach seiner Flucht nach Westdeutschland wurde er von 1953 bis 1959 Minister für Erziehung und Volksbildung in Hessen.
Wichtiger für uns war der Herr Teppichfabrikant Hirsch aus Chemnitz. Dieser wurde im 2. Weltkrieg dort ausgebombt und zog danach mit seiner Haushälterin in die Heumühle. Seine Haushälterin hat er noch geehelicht, womit aus dieser die Frau Hirsch wurde. Und Frau Hirsch war die letzte Bewohnerin unseres Hauses, bis sie 1986 in ein Feierabendheim umzog.
Auf diesem Foto, wahrscheinlich aus den späten 1970er Jahren, sieht man Herrn Hirsch (ganz links) und Frau Hirsch (ganz rechts) vor unserer Haustür sitzen.
Im Jahr 1987 erschien die Familie Reichert in der Heumühle und kaufte aufgrund guter Beziehungen zur bestehenden Mühlenbevölkerung das Nebengebäude der Heumühle.
Mit dem Kauf allein war es nicht getan, denn das Nebengebäude war offiziell als unbewohnbar eingestuft.
Technische Daten: kein Wasser, kein Abwasser, ein funkensprühender Stromkreis, ein funzelnder Kachelofen samt löchrigem Schornstein, der im ersten Winter durch einen Schwelbrand fast das Haus gekostet hätte.
Das Fachwerk war wegen seines schlechten Zustandes mit HWL-Platten vernagelt und verputzt worden, die Fußböden wiesen wegen abgesunkener Deckenbalken Höhenunterschiede von bis zu 40cm auf, die Naturschiefer des Daches waren zum großen Teil Pfefferkuchen.
Von 1987 bis 1991 waren wir dauerhaft und ständig mit der Rekonstruktion in kompletter Eigenleistung beschäftigt.
Seitdem beschränkt sich die Bautätigkeit auf einige Sommerwochen im Jahr. Zu bauen gibt's immer was!
Bauen in den 80ern: Links auf dem abenteuerlichen Recyclinggerüst beim Fachwerkanmalen, rechts Mineralwolletransport mit dem Mossi (Baujahr 67!).
Seit 1990 gab es dann keine Materialsorgen mehr, dafür fehlten oft Zeit und Geld für wunschgemäßes Bauen.
Merke: die Summe aus Vor- und Nachteilen ist immer konstant.
Na, und so hausen wir nun in dem alten Gemäuer, wo wir jeden Balken persönlich kennen, wo fast alles ein bisschen krumm, aber sehr gemütlich und einmalig ist.