2. Lauf zur Europameisterschaft im Strassenrennsport 
Rijeka / Kroatien 30.05. - 1.06.03


Nach dem erfreulichen EM-einstand in vallelunga wartete nun der zweite streich der diesjährigen saison auf uns. Nun stand rijeka, in kroatien, auf unserem kalender.
Auch diesmal war die rennvorbereitung eher bescheiden und so sollte ich in rijeka das erste mal seit 4 wochen wieder auf dem motorrad sitzen. natürlich hab ich mich konditionell wieder gut vorbereitet und ich bin auch einige male mit der supermoto auf der strecke gewesen, doch das ersetzt nicht das fahren mit der rennmaschine, was so unheimlich wichtig ist. Das grundübel ist und bleibt hier die schwierige finanzielle lage! Ein wochenende renntraining kostet nahezu gleich viel wie ein rennwochenende....
Aber wie auch immer. Unser renntransporter war eigentlich fertig gestellt. lediglich beim innenausbau und anbringen der werbung gibt's noch einiges zu tun, was aber die fahrtüchtigkeit in keiner weise einschränkt. deswegen gings dann doch frischen mutes auf nach kroatien.....
Doch davor stand noch ein bürokratisches problem....die zollpapiere!!!
Ich könnte es hier nicht in worte fassen, was sich da so auf diversen ämtern abgespielt hat. Erstens würde es wie ein schlechtes märchen klingen und zum zweiten könnte ich mich sofort wieder total reinsteigern....eines ist sicher, sollte ich jemals wieder die ihk geschäftsstelle in chemnitz betreten müssen, dann sollte man mir sicherheitshalber handschellen anlegen! Ich könnte nicht garantieren, dass ich dem lieben onkel sesselfurzer bei erneuten zwischenfällen nicht die rübe runter reiße! Genug dazu....

Mittwoch 28.05.03

Die gut 1000 km hinfahrt nach rijeka liefen bis auf ein paar staus recht unspektakulär. Selbst unser check beim zoll in nossen war in etwa einer halben stunde vergessen.
Lustig gings bei unserem ersten tankstop im bösen bayernland zu, der ganz zufällig an einem sehr bekannten truckerrasthof stattfand. Laut wattes angaben könnte man hier einen riesigen berg rippchen verzehren und sollte man die portion geschafft haben, müßte man dafür nix bezahlen, na wenn das mal nichts für garfield, unsere siebenköpfige raupe ist!!!
Wie sich im lokal herausstellte, muß man nach voll abgegessenem teller doch bezahlen, kann aber ohne begrenzung nachschlag abfassen... auch das war ganz und gar nach garfields geschmack. leider aber war er wohl doch etwas zu forsch an dieses projekt rangegangen, denn bereits nach der halben mahlzeit hat er sich vor freßgier einen schneidezahn abgebrochen!!!
Sah natürlich erstmal super aus, die lücke in der frontpartie und wir fiesen säcke haben uns erstmal heftig auf die schenkel gekloppt! Naja wie auch immer, lumpen ließ sich garfield nicht und so durfte die tante dann schon nochmal mit ner fetten portion nachschlag an unserem tisch erscheinen.....dann gings wieder völlig unspektakulär weiter...immer schön mit 95km/h...
Lediglich an der slovenisch/kroatischen grenze gab es dann ewas theater. Wir wurden mit etwas fadenscheinigen begründungen zum umkehren bewegt und sollten einen anderen grenzübergang anfahren, was etwa 100 km umweg bedeutete.
Ich hatte aus unerfahrenheit verpasst, diverse werbeartikel wie t-shirts,aufkleber oder basecaps für die herrn zollbeamten mitzubringen, was mir die mißgunst dieser einbrachte....deswegen sicher auch der künstliche umweg!
Na und, auch egal!

Donnerstag 29.05.03 (Himmelfahrt)

Am nächsten grenzübergang durften wir dann einreisen , obwohl auch hier mehrfach nach reklameartikeln gefragt wurde.
Der rest der fahrt war sehr kurzweilig, da die schöne landschaft zum aus dem fenster schaun einlud. Ratz fatz waren wir dann in rijeka und mussten nur noch ein paar kilometer bis nach grobnik, wo sich die rennstrecke dann tatsächlich befindet.
Wunderschön gelegen am fuße herrlicher bewaldeter berge, ganz in der nähe eines nationalparks.
Die einfahrt ins fahrerlager und auswahl unseres stellplatzs verlief total stressfrei. Kein strecken- oder securityposten war zu sehen.
Palle und silly, die schon mit dem watz racingteam aus schweden vorausgereist sind, hatten uns freundlicherweise auch ein schönes plätzchen reserviert und so konnten wir gleich mit dem aufbau unserer residenz beginnen.

Es gab hier schon am Donnerstag die möglichkeit zum trainieren und da ich ja sowieso etwas trainingsrückstand hatte, nutzte ich die gelegenheit, um die strecke kennenzulernen und erste fahreindrücke sammeln.
Rijeka kannte ich bis dahin nur vom hörensagen. Es sollte eine sehr anspruchsvolle und enorm reifenmordende strecke sein, das zumindest konnte man in diversen fachblättern nachlesen.
Das dies tatsächlich so ist, habe ich nach einigen runden merken müssen. Bisher bin ich eigentlich auf beinahe allen strecken mit meinem standardgetriebe, welches ich mangels getriebekit überall eingestzt habe, ganz gut zurecht gekommen. Hier aber funktionierte gar nichts. Es dauerte auch ein ganzes weilchen, bis ich eine einigermaßen gute linie gefunden habe. Die außentemperaturen stiegen auch locker bis auf 30 grad und so verabschiedete sich auch mein mittelharter 701er hinterreifen recht früh.
Trotzdem war ich froh, schon einige runden gefahren zu sein und wieder etwas die lockerheit zum fahren gefunden zu haben.


Am abend bekam ich dann freundlicherweise getriebeteile zur verfügung gestellt mit deren hilfe man ein perfektes getriebe für diese strecke zusammenbauen konnte.
An dieser stelle schon mal vielen dank an tom eatman alias cycle doctor, der uns noch einige male behilflich sein sollte an diesem rennwochenende.
Wir bereiteten also das motorrad in aller ruhe für den nächsten tag vor, an dem insgesamt 3 trainingssessions a 45 min auf dem programm standen. Ich war optimistisch, dass ich mit hilfe des getriebekits diese anspruchsvolle und sehr schnelle strecke besser im griff haben würde.

Noch etwas vom anfahrtsstreß gezeichnet, war an diesem abend nach ein paar feierabendbierchen der ofen aus. So einen himmelfahrtstag erlebt man auch nicht alle tage...




Freitag 30.05.03

Der freitagmorgen versprach auch wieder einen tag mit heißen temperaturen. Bereits um 7 uhr 30 waren 23 grad am thermometer.
Ach übrigens schläft es sich vom feinsten in unserem motorhome....zumindest solange keiner der holzfäller anfängt zu sägen!
Nach dem reichhaltigen frühstück, welches die teameigene cateringcrew hingezaubert hat, stand dann nach 10 uhr das erste training an.

Für meinen hauptsponsor und garfield, der mitgereisten fressmaschine, war das die zeit mal den faherlagerbiergarten zu testen...

Es zeigte sich schnell, dass der getriebeumbau exakt passte. Ich konnte mich nun darauf konzentrieren, meine rundenzeiten nach und nach herunter zu schrauben.
Wir entschieden uns dann im laufe des tages auch vom mittelharten hinterreifen auf den harten zu wechseln, da sicher schien, dass der mittlere keinesfalls eine ganze renndistanz bei solch heißen temperaturen verkraften würde.
Außerdem probierte ich ein paar original erzgebirgische buchenholz-knieschleifer aus und war von deren funktion begeistert. Ein angenehmes reibverhalten auf dem asphalt und zumindest im neuzustand eine edle optik!
Ansonsten verlief bis zum letzten der drei trainingssitzungen alles perfekt....dann habe ich ende der start und ziel geraden den bremspunkt zu optimistisch gewählt und bin mit etwa 150km/h ins nichtvorhandene kiesbett gekracht....

 

Der schaden an mensch und maschine hielt sich aber in grenzen. Ich hatte lediglich prellungen im hüftbereich und eine etwas größere öffnung am unterarm, die von den lokalen ärzten aber schnell versorgt wurde.
Am motorrad war eigentlich das schlimmste, dass einer der neuen samba-auspuffe flachgedrückt war und ich mangels finanzen nur einen satz auspuffe habe. Erfreulicherweise borgte mir ein anderer pilot einen seiner ersatzauspuffe und somit war das größte problem erst mal gelöst ( danke an ranky 50 den real roadracer aus schleiz). Die übrigen schäden konnten wir mit vereinten kräften relativ problemlos beheben. Alle haben mit angepackt und kurz nach 20 uhr hatten wir ein einsatzbereites motorrad für das morgige zeittraining da stehen.

Dann ging es zum gemütlichen teil über grillen, biergarten........

Samstag 31.05.03

Leider war diese nacht nicht ganz so angenehm wie die vorangegangene. Hackende schmerzen in meinem lädierten arm und konstantes schnarchen von hexe zwangen mich zum vorzeitigen abbruch der nachtruhe.
Ich fühlte mich wie gerädert und stieg wie ein neunzigjähriger die hühnerleiter aus dem bett herunter.
Auch fressmaschine garfield plagte unwohlsein. möglicherweise gabs am vortag im biergarten nicht nur einen kleinen schwipps mit auf den weg, sondern auch einen kleinen gemeinen sonnenstich. Außerdem war er sauer wegen einem pickel oder so was ähnlichem auf seinem kopf. Das ding hatte ungefähr die gelbliche füllung eines kleinen vanillepudding und stellte für den moment garfields größtes problem dar.

Ein herrlicher sonnenaufgang über den nahegelegenen bergen entschädigte nicht wirklich aber versprach einen traumhaften sonnigen tag, eigentlich schon zu heiß zum fahren...

10 uhr 50 ging es raus zum ersten zeittraining und eigentlich sollte man in diesem ersten zeittraining versuchen, seine persönlich schnellste runde zu drehen, da es am nachmittag sicher noch heißer werden würde und somit die motoren etwas an leistung verlieren.
Nach wenigen runden spürte ich allerdings derart starke schmerzen in der hüfte, so dass es unmöglich war, das zeittraining komplett auszunutzen. So fuhr ich in beiden zeittrainings zusammen etwa 4 turns zu je 5-6 runden und versuchte dabei eine schnelle zeit hinzudrücken.
Sobald ich länger auf dem motorrad blieb lenkten mich die schmerzen derart ab, dass ich die konzentration verlor und schnelle runden unmöglich waren.
Am ende konnte ich dennoch zufrieden sein, denn der 23.startplatz ist in anbetracht der umstände mehr als zufriedenstellend.

Alles sah nach einem ruhigen schraubernachmittag aus, wäre da nicht unser racingkamerad ranky 50 gestürzt. Jener hilfsbereite pilot, der mir am vortag seinen ersatzauspuff zur verfügung stellte. Unglücklicherweise ging bei seinem crash genau die selbe auspuffseite kaputt wie am vortag bei mir....klare sache, dass wir den auspuff bei uns abmontierten und ihm zurückbrachten, obwohl er das strikt ablehnen wollte.
Hier kam dann wieder der allgäu-texaner tom eatman ins spiel, der mit viel handwerklichem geschick zwei verschlußstopfen, einem gasbrenner und unheimlich talentierten handlangern meinen defekten auspuff notdürftig reparierte. Es mutete zwar an wie ein höllenfahrtskomando, aber am ende hatten wir einen einsatzbereiten auspuff zur hand, nicht gerade schön, aber doch funktionell!
Gegen etwa 22uhr30 hatten wir dann ein fertig vorbereitetes motorrad auf der montagebank stehen und konnten uns noch mal kurz in den biergarten schleichen.
Garfield hat inzwischen auch sein pickel trocken gelegt und wieder die gewohnte laune bekommen...dann schmeckte auch wieder das karlovacki!!!
Ich behaupte einfach mal, dass es dann bei dem ein oder anderen auch ein paar bierchen mehr geworden sind....denn mitten in der nacht weckte mich ein hart polterndes geräusch....garfield war samt outdoorschlafausrüstung von seinem seziertisch gestürzt.....


Sonntag 01.06.03

Der eigentliche tag des rennens ist immer etwas besonderes, schon wegen der aufregung, mit der ich doch immer zu kämpfen habe. An diesem tag war zudem das wetter etwas anders als sonst, es war bedeckt und es nieselte ganz leicht, zu wenig allerdings, um den asphalt richtig naß zu machen.
Ein klein wenig kühlte der asphalt aus und ich machte mir gedanken, ob denn meine ausgewählten harten reifen tatsächlich die richtig wahl sein würden.

Das warmup gab aufschluß! Die reifen funktionierten hervorragend und ich konnte sogar, ohne eine chaosrunde zu drehen, meine trainingszeit um einige sekundenbruchteile verbessern, was zum einen mut fürs rennen machte und die 19. schnellste warmup zeit darstellte.
Auch unser reparierter auspuff funktionierte gut, zumindestens konnte ich keine leistungseinbuße feststellen.



Dann um ca.14 uhr ging es in die startaufstellung zum rennen.
Das übliche prozedere...einführungsrunde usw....dann rote ampel und...ein BOMBENSTART ! Zumindest für meine verhältnisse. Ich konnte einige plätze gutmachen und somit von anfang an richtig konzentriert fahren. Ich versuchte mir das rennen kräftemäßig etwas einzuteilen, da ich nicht ganz sicher war,ob ich die komplette distanz von 18 runden auch wirklich durchhalten würde. Nach etwa 10 runden fühlte ich mich eigentlich noch ganz gut und behielt den speed bis zum ende bei. Ich bin dabei ständig rundenzeiten gefahren, die unter der trainingsbestzeit lagen, zum teil mehr als eine sekunde!
In der vorletzten runde machte ich noch mal einen kleinen fehler, ende start ziel hatte ich versehentlich den leerlauf statt des zweiten gangs drin und verlor dadurch erstens die konzentration und zweitens gleich einige meter auf meinen verfolger.
Am ende konnte ich aber den 18.rang ins ziel retten, womit wir in anbetracht der umstände sehr zufrieden waren.

Dann kam das obligatorische abbauen des zeltes und verstauen des ganzen krims-krams, jedes mal etwas nervig, aber eben notwendig.
Die heimfahrt begann ganz lustig....etliche kühle bierchen...usw.

 

 

 

 

 

 

Montag 02.06.03

Alles verlief total ohne zwischenfälle und so kamen wir wohlbehalten wieder in freiberg an.
Kurz vor chemnitz musste garfield einen notstopp einleiten...urplötzlich wollte sein darm entleert werden und da wie immer in solch einer situation der nächste parkplatz lichtjahre entfernt scheint, machten sich darmkrämpfe an unserer kleinen fressmaschine zu schaffen.
Jede bodenwelle wird dann zur zerreißprobe für den schließmuskel. Als wir dann den rettenden parkplatz erreichten gab es noch das problem, das der ausstieg aus dem lkw etwa 80cm hoch ist und beim sprung aus diesem hätte sich der schuß warscheinlich vorzeitig gelöst. Durch ruhe bewahren und geburtsvorbereitende atemübungen bekam garfield aber auch dieses problem in den griff......

Am ende konnte man sagen,dass sich die fahrt auf jeden fall gelohnt hat.
Unsere truckdriver haben bewiesen, dass sie ihren job beherrschen. Der truck selbst ist tadellos gelaufen. auch mit dem rennergebnis konnten wir zufrieden sein. Also was will man mehr?

Jetzt heißt es erst mal wieder, das motorrad ordentlich vorzubereiten, die letzten sturzblessuren auszubessern und verschleißteile zu ordern. Das bedeutet, irgendwoher geld zu besorgen, damit wir auch das nächste rennen, welches am 28.06.in assen stattfindet, bestreiten können. Übrigens läuft diese veranstaltung gemeinsam mit dem moto-gp ab und dürfte schon deswegen eine reise wert sein.

Also dann, bis die tage
#31 RICO