Salzburgring Österreich  12. - 14. Juli 2002
 

Das 4. Rennen der Saison fand auf dem wunderschön gelegenen Salzburgring statt. Gehört hatte ich schon viel von dieser Strecke .....da musst du die Arschbacken zusammenkneifen, wenn es mit 240 ums Eck geht .... u.s.w.
Eine schnelle Strecke also, auf der auch eine gute Portion Mut gefragt ist.
An Mut sollte es nicht mangeln und da wir nach dem Rennen in Hockenheim beim Prüfstandtest bei der Honda auch noch etwas Leistung gefunden haben, war ich dann doch gespannt auf diese Veranstaltung. 
Ich muss ehrlich sagen, dass ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte, gar nicht nach Österreich zu fahren. Erstens war ich noch frustriert wegen der Tankgeschichte von Hockenheim und zweitens war das Motorrad bisher wirklich so schwachbrüstig (81 PS !! hatten wir, als wir mit den Prüfstandtests begonnen haben), dass ich der Meinung war, es hätte keinen Sinn, diesen Aufwand zu betreiben, um dann letztendlich nach Strich und Faden verheizt zu werden.
Aber einerseits haben wir etwas Leistung gefunden und andererseits hab ich immer lauthals verkündet, dass ich entweder alle Rennen der IDM bestreite, oder keines!! Also ging es am frühen Morgen des Donnerstag nach Salzburg.


Nach gut sieben Stunden Fahrzeit erreichten wir den Salzburgring. Auf schmalen Straßen durch den Wald, bei denen man annehmen könnte, sie führten in eine ganz idyllische Ferienanlage, gelangten wir zur Rennstrecke. Eingebettet in ein Tal, zwischen Bergen und viel Wald, sahen wir nun diese Strecke, auf der es in den nächsten Tagen rund gehen sollte. Das Fahrerlager ist unheimlich zerklüftet und die Zufahrt zu den Boxen ist auch ganz anders als sonst überall. Kaum Parkmöglichkeiten und sehr enge Boxen machen gerade hier zeitiges Kommen notwendig! Also hieß es, schnell den ganzen Krempel ausladen und ein Parkplätzchen für den Transporter suchen! Das alles verlief völlig problemlos, wie das bei einem eingespielten Team eben so ist! Nach und nach füllte sich das Fahrerlager und man begrüßte die befreundeten Fahrer und Teams.
Mit dem Motorroller besichtigte ich dann noch am Abend die Rennstrecke und konnte mir schon bei 50 km/h vorstellen, dass es hier mit dem Rennmotorrad wohl sehr, sehr schnell werden wird. Sehr lang gezogene Geradeausstücken mit ewig langen Kurven verlangen ein unheimlich starkes Motorrad. Es gibt auf der ganzen Strecke nur ganz wenige Passagen, die langsame Kurven beinhalten, also eine totale POWERSTRECKE.
Der Abend klang recht früh aus..... zwei, drei Bierchen noch, und dann ging es ins Bett!
Am Freitag war freies Training angesetzt, 3 Sessions zu je 25 min. Ich kam von Runde zu Runde besser zurecht und muss ehrlich sagen, dass mir die Strecke besser und besser gefiel. Dank des wirklichen Klasse-Fahrwerks der TSR-Honda machten auch die ganz schnellen Passagen richtig Spaß. Recht schnell hatten wir auch die passende Übersetzung gefunden und so konnte ich viele, wichtige Trainingsrunden abspulen. Die neu gewonnene Motorleistung war deutlich zu spüren und ich freute mich sehr darüber, wie gut die Honda hier lief. Natürlich waren die Maschinen der Topleute auch hier um einiges schneller, aber die Speedunterschiede waren nicht mehr so immens groß, wie noch ein Rennen zuvor! Ich war gespannt, wie sich das für das Zeittraining am Samstag auswirken würde. Dort kann man dann schwarz auf weiß auf dem Zeitenzettel lesen, wo man denn tatsächlich steht. 
Am Freitagabend traf dann die restliche Pirate-Mannschaft ein. Auch aus dem nicht allzu fernen Kempten sollte Besuch kommen! Es hieß also erst mal HALLO sagen und dann ein paar Begrüßungsbierchen verschmecken. Eine große Sause gab es aufgrund allgemeiner Müdigkeit aber an diesem Abend noch nicht.
Am Samstagmorgen war wunschgemäß schönes Wetter. Den Meteorologen zufolge sollte es aber am Nachmittag Gewitter geben. Das bedeutete, dass man schon im 1. Zeittraining versuchen sollte, alles unter Dach und Fach zu bringen! Das gelang hier eigentlich auch recht gut. Ich fand einige schnelle Piloten, mit denen ich gute Rundenzeiten fahren konnte. Nach dem ersten Zeittraining stand ich damit auf Platz 15 von 28 Startern, und es wäre kein Problem gewesen, sollte es tatsächlich am Nachmittag regnen und keine Zeitverbesserung mehr möglich sein.
Der Himmel verdunkelte sich dann zeitweise auch, aber es blieb noch trocken. So wurde auch das 2. Zeittraining unter optimalen Bedingungen gefahren. Ich hatte mir dafür vorgenommen, die Rundenzeit evtl. im Windschatten eines etwas schnelleren Fahrers noch um einige Zehntelsekunden zu verbessern. Leider gelang mir dies nicht. Ich fand irgendwie keinen richtigen Rhythmus in diesem 2. Zeittraining. Vielleicht hätte ich doch einen Boxenstop einlegen sollen und nach kurzer Pause, neu konzentriert, einen zweiten Versuch starten. Stattdessen blieb ich die kompletten 25 min. auf der Strecke und versuchte mit Krampf eine schnelle Runde hinzudrücken. Ich war mir sicher, dass es schneller gehen konnte. Doch entweder ich machte einen Fehler, oder ein anderer Fahrer behinderte mich....am Ende kam jedenfalls keine einzige perfekte Runde zustande! Schade, denn ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass ich hätte etwas schneller fahren können....na ja, was solls.
Ich rutschte mit meiner Zeit auf Startplatz 17 zurück und damit stand ich auch gleich eine Startreihe weiter hinten ....SCHEIßE! Übrigens standen alle 4 (!) Freiberger 250ccm Piloten innerhalb von 0,3 Sekunden. Allein dass versprach Spannung für das Rennen am Sonntag!!
Wir bereiteten das Motorrad ganz peinlich genau für den Renntag vor. Und ich hoffte, dass ich mit einem guten Start gut mit bei der Musik sein könnte! Ich hatte neue Kolben eingebaut, welche ich im Warm-up einfahren wollte. Alles sollte halt so optimal wie möglich funktionieren!

Am Abend kam dann auch der angekündigte Regen, samt Gewitter daher. Nicht gerade perfekt um etwas zu grillen!? Aber auch dafür gab es wie immer eine Lösung. Unter der Markise vom Transporter des 125er Teams von Marcel Schwing gabs dann noch eine ganz gemütliche Party mit toller Stimmung! Klare Sache das auch unsere schwedischen Haudegen mit am feiern waren, auch wenn es bei Palle nicht so perfekt geklappt hat im Training. Viele technische Probleme drohten die Stimmung etwas zu drücken. Aber Peter, der mitgereiste schwedische Entertainer, sorgte für Spaß und gute Laune. Irgendwann war dann auch dieser Abend zu Ende, für den einen etwas früher, für andere erst zum Morgengrauen hin!

Am Sonntagmorgen war wieder ganz gutes Wetter, auch wenn man sich in den Bergen auf dessen Beständigkeit nicht so verlassen kann!
Im Warm-up fuhr ich zunächst meine neuen Kolben ein und versuchte dann noch mal 2-3 Runden ein flotteres Tempo zu gehen, was auch gelang. Bis auf einige Zehntel kam ich an meine Trainingsbestzeit heran, ohne dass ich das Gefühl hatte, zuviel riskiert zu haben.
Dann wurde noch mal alles durchgecheckt. Und ehe man sich versah war es soweit. Es ging zum Rennen der 250er!

....was soll ich sagen, mein Start war eigentlich keiner und dazu noch erbärmlich! Ich bog als drittletzter Pilot in die erste Kurve ein. Anfangs konnte ich zwar recht zügig etwas Boden gut machen, aber etwa ab Rennmitte hatte sich eine Gruppe mit 3 Fahrern gebildet, in der auch ich steckte, und wir kämpften sehr hart gegeneinander. Die Führung in dieser Gruppe wechselte zum Teil mehrmals pro Runde. Leider entwischte durch diese Kämpfe die vor uns fahrende Gruppe und der Anschluss war etwas weg.
Aber auf der anderen Seite hat es ungeheuren Spaß gemacht so zu fighten! Und so hielt sich auch meine Enttäuschung über den 18. Platz, der am Ende für mich herausgekommen ist, in Grenzen. Wie so oft wäre aber mehr drin gewesen. Da noch einige Gaststarter vor mir lagen, wurde ich zum Glück noch als 15. gewertet und erhielt 1 Punkt für die IDM-Wertung.

Alles in Allem fand ich das Wochenende in Österreich doch sehr schön, auch wenn ich mit diesem Resultat natürlich nicht zufrieden sein darf. Das Hauptproblem war einmal mehr mein schlechter Start. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, werde ich noch diese Woche auf einen nahegelegenen Flugplatz fahren, um einige Starts zu probieren. Irgendwie muss dieses Problem schnellstmöglich aus der Welt! Falls ich das hinbekommen sollte, darf ich wohl auch ganz optimistisch zum nächsten Rennen fahren, das auf der schnellen Naturrennstrecke des Schleizer Dreiecks stattfindet!

PS: Übrigens gewann das Rennen in Salzburg Christian Gemmel vor Max Neukirchner und Yves Polzer!