Wir waren, wie angekündigt, am vergangenen wochenende am start des ersten laufes zur scandinavian open in
anderstorp, schweden.
Nach einer sehr kurzweiligen fahrt, vor allem auf der fähre, kamen wir bei trockenem wetter am donnerstag dem 2.5. in anderstorp an. Auf der fahrt von der fähre zur rennstrecke sah ich dann auch die erste elchkuh in freier wildbahn im wald stehen,ein mordsgerät! Mir glaubte das zwar keiner der mitreisenden, aber ich weiß genau, was ich da gesehen habe und außerdem war ich zu diesem zeitpunkt beinahe 0,0 prozent nüchtern - ehrlich!
Naja, wie auch immer,völlig unkompliziert und für deutsche verhältnisse ungewohnt freundlich ging die papierabnahme von statten. Da ich eine einladung als gaststarter hatte brauchte ich weder für das rennen noch für irgendein training startgeld bezahlen! Auch das ist hierzulande unvorstellbar!!!
Dann ging es an das aufbauen unseres zeltes, welches wir seit schleiz vergangenen jahres nicht wieder angeschaut haben... hätten wir aber mal tun sollen, denn die schimmelkulturen hatten sich schon gewaltig ausgebreitet!
Aber was solls, es war ja trocken und vielleicht lüftet das zelt schnell aus dachten wir...
Normalerweise hätten wir ja gerne eine box genommen, aber leider gibt es davon in ganz schweden keine! Anderstorp war zwar bis ende der 80iger jahre auch austragungsort von motorrad grand prix-läufen, aber damals konnte anscheinend auch ein gp-team noch ohne box auskommen. ansonsten sah die rennstrecke von weitem betrachtet ganz interessant aus... schöne überhöhte kurvenkombinationen,aber eine häßliche, 1km lange gegengerade.
Also, das zelt hatten wir inzwischen aufgebaut als es anfing zu regnen. Es war kein brutaler regenguß, sondern ein sachtes dahinregnen. Unsere gute stimmung konnte uns das nicht verderben, trafen wir doch nach und nach alle unsere scandinavischen freunde aus der letzten saison wieder: mange, palle, jimmy, jürgen, linda und viele andere.
Am freitagmorgen regnete es immernoch in genau der selben art und weise wie am vorabend! So montierten wir die regenreifen und ich lernte die strecke im nassen zustand kennen. Vor allem war ich neugierig, wie ich im regen mit der honda zurechtkommen würde. Mit der aprilia sind mir da ja zum teil ganz flotte runden von der hand gegangen.
Ich fühlte mich schon nach wenigen runden recht wohl auf der fremden strecke und kam auch mit dem honda-fahrwerk gut zurecht, was mich ersteinmal sehr beruhigte. Der freitag verlief ohne zwischenfälle und ich konnte viel regenerfahrung sammeln.
Dass am abend eine heftige party folgte, braucht man kaum zu erwähnen, wenn man in schweden unterwegs ist. Deftige tanzmusik und eine menge getränke machten die runde. Ein sprachgewirr aus englisch, schwedisch, deutsch und diversen kombinationen aus diesen sprachen waren zu hören. Und so nach und nach haben sich die meisten der beteiligten ihrer muttersprache entledigt und sich die lichter ausgeschossen... Den schützenkönig machte an diesem abend mein werter hauptsponsor, watte!!! Aus gründen der diskretion werden einzelheiten verschwiegen.
So, Rico, und das hier
rechts ist der Gasgriff ...
Am nächsten morgen dann... genau! Nieselregen ohne ende. Das erste zeittraining mußten wir leider auslassen, da wir aus mysteriösen gründen das motorrad nicht zum laufen bekamen. Einziger trost war, das wetter konnte nicht schlechter werden...
Zum zweiten zeittraining am nachmittag war die honda dann topfit. Mit etwas wut im bauch wegen des verpassten ersten trainings ging ich forsch ans gas und belegte zeitweise den dritten rang! Am ende konnte ich meine honda auf den siebenten startplatz stellen. Klar,daß wir uns darüber riesig freuten, und insgeheim rechnete ich mir für ein regenrennen am nächsten tag einiges aus!!!
Am abend wieder die übliche party, allerdings etwas zurückhaltender als am vorabend... Tja, man wird nicht jünger!
Am sonntagmorgen dann das übliche bild... nieselregen. Im warmup fuhr ich nur ein paar neue bremsbeläge ein und riskierte nichts. Dann hörte es plötzlich auf zu regnen und so nach und nach fing die strecke an abzutrocknen. Das war genau das, was ich eigentlich nicht wollte. Alle trainings im nassen und das rennen unter trockenen bedingungen... Welche übersetzung, welche bremspunkte, wieviele klebestreifen auf dem kühler für eine vernünftige betriebstemperatur... viele fragen, keine antworten!
Zu allem pech entdeckten wir eine stunde vor rennbeginn eine große ölpfütze unter dem rechten gebelholm! Da schwitze die gabel nicht nur etwas, sondern das öl lief einfach so heraus, als würde man es aus der flasche gießen... was nun? Erstmal ratlosigkeit. Mit der hilfe von micke lindfors, einem schwedischen apriliafahrer, demontierten wir die gabel und bekamen alles genau 1(!) minute vor dem öffnen der boxengasse fertig. Unglaublich, aber wahr!
Ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden, nicht am rennen teilnehmen zu können.
Doch nun hieß es: feuer! Kombi an, helm auf... schnell, schiebt mich an! Raus gings, mir blieb keine sekunde zum nachdenken, so dass ich sogar ohne transponder aus der boxengasse rauschte. hexe brachte mir dann den transponder mit in die startaufstellung. Der start an sich war natürlich besser als mit der aprilia, dennoch konnten mich 4 bis 5 leute bis zur ersten kurve abkochen!
Schnell stieg die motortemperatur in angstmachende bereiche und es wäre vernünftig gewesen, aufzugeben. Aber ich wollte unbedingt weiterkämpfen. Leider plagten die honda im fünften und sechsten gang immer wieder zündaussetzer, so dass ich gerade auf den schnellen stücken den anschluß an die vorderleute verlor. Am ende kam trotzdem noch ein recht ordentlicher 11. platz heraus, über den ich mich dann doch freute.
Das rennen gewann vesa kallio vor frederik watz und magnus andersson.
Die vielen zuschauer nahm ich erst nach dem rennen wahr. Ein tolles wochenende, an dem ich viel über die honda gelernt habe!
Die herzlichkeit der schweden und das ergebnis machten aus diesem wochenende wiedermal ein ganz besonderes!
Mein elfter platz war auch noch gut für 250 kronen preisgeld, welches wir in einer pizzeria in trelleborg gleich wohlschmeckend angelegt haben......
Nun heißt es das motorrad vorbereiten, da in wenigen tagen der erste lauf zur idm 2002 auf dem lausitzring stattfindet. Ich bin zuversichtlich, dass wir schritt für schritt mit der honda dahin kommen, wo wir hinwollen...
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