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7. Tag, 2. Juli, Elbe km 665, Kollmar
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Früh um 5 Uhr klingelt der Handy-Wecker, ich muss raus, wenn ich das
ablaufende Wasser der Tide nutzen will, um aus der Stadt gespült zu werden.
Aber erst einmal muss ich die Stadt erreichen.
Ich taste mich durch die Arme der Gose-Elbe, passiere eine Schleuse und bin am
Strom-km 615 wieder auf der Elbe.
Nach wenigen Kilometern sehe ich Hamburgs Skyline und die Elbbrücken - das
erste Ziel der Tour ist errreicht!
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Das Wetter
zeigt sich vorerst deutlich besser als am gestrigen Tag,
fast wolkenloser Himmel und nur mäßiger
Wind. Ich wühle die Kanäle durch die Stadt, die Speicherstadt ist leider mit
schwimmenden angeketteten Holzbalken versperrt.
Später erfahre ich, dass diese
Maßnahmen eigentlich nur der Abschreckung der
Motorbootfahrer dienen soll, aber trotzdem rutscht es sich
mit einem beladenen Boot nur schwer über solche
Hindernisse.
Bei den Landungsbrücken erreiche ich wieder den Elbstrom, das heißt die
Norderelbe. Ich besorge mir ein Fischbrötchen, weil ich wegen des frühen
Aufbruches schon wieder Hunger habe.
Hinter den Landungsbrücken entlang stehle ich mich aus dem Bereich des
verschärften Wasserverkehrs. Dieser ist nicht wegen der Wellen gefährlich,
sondern deswegen, weil man als Paddler ständig im toten Winkel der Dampfer
fährt und beim Ablegen oder Anlanden an den Landungsbrücken
einfach übersehen
wird.
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Ich sehe zu, dass ich das bis 12.00 Uhr ablaufende Wasser nutze, um noch
Kilometer zu machen. Im Mühlenberger Loch, am Airbus-Werk, ist es dann vorbei,
das Wasser läuft wieder auf und ich bekomme zunehmende Gegenströmung. An der
Este-Schleuse bei km 634 finde ich einen Platz für die Mittagspause.
Da noch
die Sonne scheint, sich aber erste Gewitter anbahnen, trockne ich schnell das
Zelt, Handtücher und alle anderen klammen Sachen.
Als es dann leicht zu regnen beginnt, sitze ich bei einem Hamburger Pärchen
im VW-Bus und wir reden über das Paddeln auf Hamburger Gewässern, bis jemand unten
fuchtelnd auf mein Boot weist: es schwimmt schon halb im gestiegenen Wasser,
der Zeltsack treibt daneben ... Ja, die Flut kommt schneller als man denkt,
zumal wenn man fröhlich am Palavern ist.
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Nur mein Tagessack hat richtig Wasser genommen, denn er war nicht zugerollt,
und mit ihm auch mein Portemonnaie. Die Sonne kommt bald wieder, sodass ich die
größten Verluste wie Geldscheine und Fahrerlaubnis trocknen kann. Es ist aber
alles noch verwertbar.
Gegen 15.30 Uhr steche ich wieder in See, denn nach Angaben der Hamburger kann
man in den breiten Elbbereichen durchaus gegen die Tide anpaddeln, wenn man
außerhalb der Fahrrinne bleibt. So ist es dann auch, gegen 18.00 Uhr läuft das
Wasser richtig ab, ich bekomme wieder ordentlich Speed und nach 4 Stunden
erreiche ich Kollmar am km 665, wo ich auf dem Platz des Paddel- und
Seglervereins zelten kann.
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Unterwegs passiere ich das 'Alte Land', ein Obstanbaugebiet am Südufer der
Elbe. Bei Annäherung an das Gebiet war deutlicher Schießplatzlärm zu hören,
jedoch aus allen Richtungen und sehr unregelmäßig, wie in einem richtigen
Scharmützel. Auf der Karte ist aber kein Truppenübungsplatz eingezeichnet, er
hätte hier auch nicht hingepasst.
Trainierende Hamburger Bürgerwehren?
Als nach einigen Kilometern immernoch stromauf, stromab der Gefechtslärm tobt,
frage ich in Grünendeich jemanden am Steg, was das Geknalle bedeuten soll,
zumal es echt nervt. Die Antwort: das sind automatische gasbetriebene
Schreckschussanlagen in den Kirschplantagen, die die Stare verscheuchen sollen.
Da soll einer drauf kommen, dass sich die Eingeborenen hier diesen Lärm zumuten
für die Rettung der Kirschen!
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Mit der Landung in Kollmar beginnt es zu regnen und für morgen sind
ebenfalls wieder Schauer und Gewitter angesagt. Falls es mit dem Wetter so
halbwegs klappt, schaffe ich es dann bis Cuxhaven. Falls das Wetter zu schlecht
ist, biege ich in Brunsbüttel gleich in den Nord-Ostsee-Kanal ab.
Auf dem Platz des Paddel- und Seglervereins findet ein einwöchiges Ferienlager
eines Segelclubs statt, welches in den letzten Zügen liegt, denn morgen soll
Abschlussregatta sein. Seit einer Woche herrscht hier schon dieses
Schauerwetter, der gesamte Lagerplatz ist Matsch, seit gestern wurden
Gummimatten ausgelegt, damit nicht alles im Morast versinkt. Aber die Kids sind
gut drauf und die erfahrenen Segler-Betreuer auch mir gegenüber unglaublich
hilfsbereit. Ich bekomme sofort einen trockenen und windgeschützten Zeltplatz
zugeteilt, werde in die Duschenbenutzung eingewiesen, könnte mir Brötchen fürs
Frühstück bestellen, aber ich will ja früh raus...
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Nachdem ich meinen geplanten
Kurs nach Cuxhaven kundgetan habe, wird mir angesichts des Wetters abgeraten
bzw. werden mir Schleichwege genannt, mit mehrfachem Wechsel der Elbuferseiten,
auf denen es bei den angesagten Südwestwinden der Stärken 4 bis 5 klappen
könnte. Das Problem ist, dass sich in der Elbmündung bei ablaufendem Wasser 6
Knoten Strömung aufbauen (ca. 11 km/h) die, wenn der Wind aus West dagegen
bläst, eine unfahrbare See entstehen lassen.
Na mal sehen, was morgen früh los ist. |
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