1.Lauf zur Europameisterschaft im Strassenrennsport 
Italien/ Circuit de Vallelunga 25.-27.04.03


Mit etwas gemischten gefühlen, vor allem wegen der miesen saisonvorbereitung, sollte es nun nach italien zur europameisterschaft gehen. bis dato hatte ich nur ein einziges mal auf dem rennmotorrad gesessen und zwar für etwa 20 runden in most... dann ist mir der aluminiumheckrahmen der tsr-honda gebrochen und der test war somit beendet. Das zweite problem waren in dieser saisonvorbereitung vor allem die massiven geldprobleme, die durch ausgebliebene sponsorengelder entstanden und verhinderten, dass genügend verschleissteile, benzin und reifen hätten gekauft werden können! Na wie auch immer...irgendwie ging es dann doch los in richtung süditalien, zwar mit alten gebrauchten reifen und noch ohne motorenersatzteile, dafür aber hochmotiviert und gespannt, was uns denn in der EM erwarten würde!

Zunächst einmal lagen da aber noch 1375 km zwischen uns und der rennstrecke, die es in einem ritt zu bewältigen galt. Wir hatten auch unheimliches glück mit dem verkehr und konnten ohne irgendwelche zwischenfälle die gesamte strecke "durchrauschen".
Eine reichliche menge an mehr oder weniger gutem kaffee hielt uns die augen offen.
Nach etwa 14 stunden standen wir dann am eigang zur rennstrecke von vallelunga und sahen auch gleich einige bekannte gesichter aus der deutschen meisterschaft wieder.

Dann folgte erstmal etwas nerviger, organisatorischer hickhack... hier zeigte sich, dass italiener doch eine ganz andere mentalität besitzen als wir... ich sollte zunächst mal 120 euro an den guten herrn an der papierabnahme zahlen, obwohl dieser betrag bereits vor wochen von uns überwiesen worden war... der gute mann verstand dann auch plötzlich keine der mir bekannten sprachen mehr und kritzelte nur unaufhörlich die zahl 120 auf ein stück papier, die er wie wild immer wieder nachzeichnete und mir damit wohl begreiflich machen wollte was sache ist.
Glücklicherweise hatte welle die überweisungspapiere dabei. Als ich dem herrn diese vorlegte fand er dann auch einen block mit allen eingegangenen zahlungen und man solls nicht glauben, mein name stand auch mit drauf!
Jetzt war es nur noch minutensache und ich hatte die erste bürokratische hürde genommen. Zum schluss bekam ich noch die aktuelle starterliste vorgelegt um eine unterschrift zu leisten....hier fuhr es mir kalt den rücken runter...es hatten sich 42 fahrer aus 14 ländern für dieses rennen gemeldet! Viele der namen kannte ich aus der motorsportpresse, einige sogar von den grand prix fernsehübertragungen, das flößte mir schon erstmal mächtigen respekt ein. Hatte ich denn etwas anderes erwartet? Nein eigentlich nicht, nur wenn man dann doch direkt damit zu tun hat... ach ich weiss auch nicht, es war auf jeden fall ein komisches gefühl.

Wir bekamen dann recht unkompliziert einen stellplatz für transporter und zelt zugeteilt und bauten erstmal im schweisse unseres angesichts den ganzen notwendigen krempel auf. Es war donnerstagmorgen und für diesen tag war noch kein training angesagt,wir konnten uns also richtig zeit lassen und uns etwas von der langen fahrt erholen.......

Für den freitag standen dann zwei freie trainingssessions auf dem plan. Wir waren gespannt, ob wir denn auf der strecke wenigstens einigermassen mit den EM-haudegen mithalten könnten.
Ich war selten so aufgeregt vor einem freien training.
Erstmal war es aber ein sehr sehr schönes bild, wenn 40 250er piloten auf die strecke gehen. Vom sound ganz zu schweigen.
Die strecke fand ich schon nach einigen wenigen runden so richtig klasse und nach meinem geschmack. Auch das motorrad fühlte sich sehr gut an....die aufregung war erstmal weg, zu sehr muss man sich auf das fahren konzentrieren.
Ich spulte etwa 20 runden ab und merkte gegen ende, dass ich schon mit einigen piloten hätte mitfahren können, das gab selbstvertrauen für die nächsten sessions.
Auch im zweiten training verlief alles störungsfrei und unsere hoffnung, hier im ersten lauf die qualifikation für das rennen zu schaffen, wurde wieder stärker!
Ich hatte im vorfeld auf einer ausschreibung gelesen, dass auf dieser strecke 36 piloten zum rennen zugelassen werden. Das war das angesagte ziel, unter diesen 36 zu sein!

Ganz glücklich mit dem bisherigen verlauf des tages ließen wir diesen ausklingen und bereiteten das motorrad noch für die am nächsten tag anstehenden 2 zeittrainings vor.
Am nächsten morgen wie schon gewohnt brilliantes wetter... sonnenschein und kaum ein wölkchen liessen die temperaturen rasch über 20 grad ansteigen.
Um 10 uhr 50 war dann start für unser erstes zeittraining.
Wie ein riesiger bienenschwarm gingen die 38 piloten der 250er klasse auf die strecke.


Mein motorrad hatte neue kolben und eine neue kupplung spendiert bekommen und funktionierte wirklich tadellos. Da auch die kühlertemperatur im grünen bereich lag, steuerte ich kein einziges mal die box an, sondern spulte satte 20 runden ab. Die schnellste der dabei von mir gefahrenen runden reichte für platz 27 !!!
Ich freute mich über dieses ergebnis wirklich sehr und ich war mir eigentlich schon zu diesem zeitpunkt relativ sicher, dass damit die qualifikationshürde schon geknackt sein dürfte! Auch den anderen teammitgliedern war die erleichterung anzusehen.

Für das zweite zeittraining, welches kurz vor 16 uhr begann, war ich nun sehr gut motiviert. Es tat irgendwie gut, dass wir bereits im ersten zeittraining gesehen haben, dass wir doch den speed, der in der EM gefahren wird, einigermassen mitgehen können, im vorfeld waren wir uns da nicht so sicher.
Ich hatte für das zweite zeittraining geplant, durch den windschatten eines schnelleren piloten und eine noch etwas härtere gangart noch die ein oder andere zehntelsekunde zu finden.
Leider brach mir bereits in der zweiten runde der schalthebel ab und das training war beendet, noch ehe es richtig begann. Ich ärgerte mich unheimlich über diese panne und stand wie ein begossener pudel vor dem zeitenmonitor. Ich hatte bedenken, dass sich alle piloten noch einmal verbessern würden und ich dadurch, mit meiner zeit aus dem ersten training, nach hinten durchgereicht werden würde.
Glücklicherweise schlüpften nur zwei piloten durch, so dass ich am schluss doch noch den recht guten 29. Startplatz inne hatte.
Damit hatten wir unsere eigenen erwartungen weit übertroffen und freuten uns dementsprechend.

Im morgentlichen warmup am sonntag konnte ich dann sogar die 25. schnellste zeit fahren, was nochmal zusätzlichen mut für das rennen machte.

Kurz vor 14 uhr wurde es dann wirklich ernst und es ging in die startaufstellung zum ersten EM-lauf der saison 2003. Wiederum ein herrlicher anblick, die 36 piloten, die sich für das rennen qualifiziert hatten. Um so grösser ist der ärger bei dem gedanken an die gestrichene 250er klasse in der IDM!



Mein start war wie gewohnt nicht der beste und ich verlor gleich einige positionen bis die erste kurve erreicht war. Im verlauf der ersten runde, die meist sehr turbulent von statten geht, konnte ich aber wieder einige plätze gutmachen und so kam ich als 28. aus der ersten runde zurück.
Ich kämpfte mich dann nach und nach noch einige plätze nach vorn, dann stagnierte der vorwärtsgang und die vor mir fahrende gruppe kam immer mehr ausser reichweite.

Ein italienischer aprilia-pilot, den ich eigentlich schon mehrere sekunden abgeschüttelt hatte kam plötzlich immer näher und wir wechselten im weiteren verlauf des rennens noch einige male unsere positionen. Leider war mein gebrauchter 701er (mittelhart) hinterreifen bereits nach zwei drittel der renndistanz total am ende und ich konnte nur noch sehr behutsam ans gas gehen. Zum teil fühlte es sich beim herausbeschleunigen an, als wäre ich auf eis unterwegs, so stark driftete das motorrad über das hinterrad weg.
Die letzten runden wurden damit echt zum krampf und ich war mehr als glücklich, als ich die schwarz-weiss karierte flagge zu sehen bekam.
Am ende stand bei unserem ersten EM-einsatz ein 21. Platz zu buche!!!
Mit diesem ergebnis hätte ich wirklich nicht gerechnet und war dementsprechend erfreut darüber.
Das rennen gewann übrigens der ehemalige grand-prix-pilot taro sekigutchi aus japan.

Nach diesem erfreulichen renneinsatz folgte dann noch ein sehr langer und, durch einen megastau in italien auch ein sehr nerviger, heimweg. Aber das gehört halt auch zu so einem EM-wochenende. Wir erreichten freiberg dann am montag morgen gegen 8 uhr und waren breit wie die sportmützen!

 


Der nächste EM-start steht am ersten juni in rijeka/kroatien an.
Wenn wir das nötige geld auftreiben, werden wir auch dort antreten. Normalerweise sollte das dann auch der erste grosse auftritt für unser neu restauriertes 813er motorhome werden.
Mitte mai will ich auch irgendwo trainieren fahren, damit die pause zwischen den rennen nicht gar zu lang wird.

Dann bis neulich #31 RICO