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13. Tag, 8. Juli, Lübecker Bucht, Zeltplatz bei Grönitz
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Wieder mal ein Tag mit schlechtem, oder besser, anstrengendem Wetter.
Der morgen beginnt, wie angekündigt, sehr windig. Es steht ein strammer Nordost
an und rüttelt am Zelt. Da ich nicht mehr schlafen kann, das Zelt wackelt und
vorerst noch die Sonne durch die Wolkenlücken blinzt, beschließe ich
aufzustehen und die Seefahrt des Tages zu beginnen, obwohl es erst 6 Uhr ist.
Damit umgehe ich auch die Zahlung irgendwelcher Zeltplatzgebühren, welches die
Dame von der Anmeldung mangels Motivation gestern Abend auf heute Morgen
verschoben hatte.
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Beim Abfahren sehe ich bereits
die gelben Warnlichter, die Marine bezieht Stellung und ab 9 Uhr wird wieder in
die See geschossen. Zu dieser Zeit habe ich mich im Schutz der Küste bereits
bis Heiligenhafen vorgeschlichen. Unterhalb der Steilküste lässt sich der
Gegenwind ertragen. Aber ab Heiligenhafen bleibt kein Auge mehr trocken, bis
zum Fehmarnsund mit seiner imposanten Brücke muss ich mich dem Gegenwind und
den anrollenden Wellen stellen.
Diese 10km werden sehr lang und sehr nass. In gleichmäßigen Abständen rollen immer wieder 3
größere Wellen an, in die zweite
Welle bohrt sich jeweils mein
Bug, worauf diese Welle und dann auch die dritte am Packsack zerschellen, der
auf die vordere Gepäckluke geschnallt ist und dann
weiter über das Boot spülen.
Das Wasser fliegt durch die Gegend und mit dem Gegenwind mir natürlich um die
Ohren, sodass ich alsbald komplett eingesalzen bin wie ein Hering.
Die Sicht wird trübe, da die Brille mit der antrocknenden Salzlösung
verschmiert ist. Dazu das ständige Zerren am Paddel, um
überhaupt vorwärts zu
kommen.
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An einer Tonne der Fahrrinne zum
Hafen halte ich mich eine Weile fest, ruhe mich aus und esse Apfel. Ein
auslaufender Kutterkapitän greift zum Fernglas, mustert mich, ich winke, er
winkt zurück, erleichtert sicherlich.
Nach der Pause schaffe ich dann auch noch den Rest der Strecke und mache eine
kurze Pause in der Nähe der Fehmarnsundbrücke. Die Sonne ist weg, dunkle Wolken
ziehen auf, mir wird kalt in der nassen Jacke. Ich ziehe die langärmelige
Paddeljacke aus dem Boot, denn wie die Wetterentwicklung aussieht, scheint
diese nun angebracht zu sein.
Richtig, denn nachdem ich die Brücke passiert habe und nach Süden in die
Lübecker Bucht einbiege, beginnt der Regen und der Nordost haut mir seine
Wellen von der Seite an das Boot.
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Da in strömendem Regen schlecht
Mittagspause feiern ist, laufe ich eines dieser betonierten Ferienzentren an,
die die gesamte Schleswig-Holsteiner Küste der Lübecker Bucht zieren. Immerhin
ist hier in Strandnähe etwas zu essen zu bekommen. Oh, nach Pizza,
Zwiebelsüppchen, Milchkaffee in einem Häkeldeckchen-Café und Einkauf bei Edeka
habe ich den Kanal von solcher Zivilisation wieder voll und stürze mich zurück
in den Regen und die Ostsee.
Durch den ziemlich heftigen Regen hat zumindest der Wind nachgelassen und damit
stört der Seegang nicht mehr so sehr beim Paddeln. In Schauern nimmt der Regen
stark zu, was mich aber nicht weiter stört, denn ich
sitze gut abgedichtet im Boot und ziehe mir die Kapuze über den Schädel.
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Wenn es stark regnet, ähnelt die Wasseroberfläche
einem Getreidefeld, welches im Wind wogt. Überall wachsen dicht an dicht kleine Tropfenbäumchen und
erzeugen eine ungewohnte, pelzige Wasseroberfläche. Dazu erklingt ein helles
Plätschergeräusch, von dem man aber nur wenig mitbekommt, da der Regen auf die
Kapuze trommelt. Leider lässt sich dieses Geschehen auch nicht fotografieren,
will ich das gute Stück nicht den Wassermassen aussetzen.
Gegen 17 Uhr lässt der Regen nach und hört dann ganz auf, dafür nimmt der
Wind, jetzt aus Ost, wieder etwas zu. Ich schaufele noch bis zum ersten
Zeltplatz südlich Dahmeshöved und lasse mir vom freundlichen diensthabenden
Platzaufsichtsdauercamper den trockensten verfügbaren Wiesenfleck für diese
Nacht zuweisen. Er gibt mir auch den Schlüssel für die Dusche und den Tipp,
dass, wenn ich morgen früh genug wieder weg bin, ich auch nichts bezahlen muss.
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Beim Zeltnachbarn (min 20m² Dauercamper) kann ich meine Kollektion nasser
Jacken unter das Vorzelt hängen, so müssen die
wenigsten nicht über Nacht in
ihrer Salzlake schmoren und können etwas abtropfen und lüften. Der Abend
vergeht dunkelgrau und nasskühl, ich rühre den Fotoapparat nicht an, was ein
schlechtes Zeichen ist. So fotogen sind der Zeltplatz sowie der langweilige,
mit muffligem Tang behängte Sandstrand aber auch nicht. Einzige
Sehenswürdigkeit ist ein mit Stacheldraht befestigter Strandabschnitt, auf dem
bodenbrütende Seeschwalben nisten. Der Mensch ist nur mit schwerer Technik
davon abzuhalten, anderer Leute Nester zu zertrampeln.
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