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12. Tag, 7. Juli, Ostsee, Zeltplatz Johannistal bei Heiligenhafen
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Heute war der Tag des idealen Wetters und des ewigen Törns.
Schon gestern hatten mir Touris am Strand etwas von einem Schießgebiet der
Armee auf See erzählt, und dass ich auf die gelben
Tonnen achten solle. Ja, war mir alles klar, wenn sie
auf See rumknallen (was man übrigens deutlich hören
konnte) werde ich mich natürlich aus dem Gebiet raushalten.
Heute morgen beim Start in den strahlenden,
windstillen Morgen, überholt mich
ein Angler in seinem Motorboot und weist mich darauf hin, dass ich in meiner
jetzigen Richtung nicht weiterfahren könne, weil ich so direkt in das
Schießgebiet hineinfahren würde. Und das Entscheidende: das Schießgebiet
beginnt am Ufer an einem Sperrgebiet und kann nur seeseitig umfahren werden! Er
sagt, das Gebiet reicht 5km auf See hinaus, ich müsse den gelben Tonnen bis
Tonne 5 folgen und könne dann parallel zum Ufer das Gebiet umfahren.
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Na, 5km sind kein Problem bei
diesem Wetter und so folge ich den gelben Tonnen bis Tonne 5. Etwa dort besucht
mich ein Patroullienboot der Marine und teilt mir wirklich sehr freundlich mit,
dass ich weiter bis N 54° 30' Kurs Nord fahren müsse und dann Kurs Ost fahren
möge bis E 10° 40', um dann Kurs auf Heiligenhafen nehmen zu können.
Nun, wenn
ich schonmal hier bin, dann fahren wir den Rest auch noch. Zumal: das Wetter
ist ideal, fast windstill, sonnig, scheint stabil und ich habe eh keine
Alternative.
Was ich zu diesem Moment nicht weiß: das Schießgebiet ist nicht immer gesperrt,
sondern nur, wenn wirklich geschossen wird. Das Schießen ist hörbar, weiterhin
werden dann von den Leuchttürmen in den landseitigen Sperrgebieten gelbe oder
rote Blinklichter gezeigt und die Patroullienboote fahren die
Schießgebietsgrenze ab und verscheuchen alles, was schwimmt. Das alles steht
auf Hinweistafeln, die man aber nur an Land lesen kann, wenn man vor dem Zaun
des Sperrgebietes steht... Wenn man als Paddler das Gebiet nicht umfahren will
oder wegen des Wetters nicht kann, gibt es sicher irgendwo Möglichkeiten für
Auskünfte, wann das Gebiet wieder passierbar ist. Daran soll eine Tour entlang
dieser Küsten also nicht scheitern!
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Dieser Törn zieht sich hin bis
zum späten Nachmittag. Zum Mittag gibt es die eigentlich nur als
Zwischenmahlzeit gedachten Kekse und die onboard-Äpfel, da ich an meinen
Fresssack im Heck des Kajaks nicht herankomme.
Am Horizont sehe ich noch einen schmalen Streifen Land im Dunst, ich bin 15km
von der nächsten Küste entfernt auf offener See. Bei diesem Wetter - herrlich!
Himmel und See verschmelzen, auf dem stillen Wasser tanzen die Reflexe des
Sonnenlichts, es ist fast völlig still, nur das entfernte Brummen irgendwelcher
Schiffsmotoren durchdringt die Luft, ich möchte nur dahintreiben und diese Zeit
genießen.
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Nachdem das Schießgebiet nach
GPS-Anzeige umschifft ist, steuere ich das nächstgelegene sichtbare Land an,
ich habe keine Ahnung, wo ich genau bin, da ich nur eine relativ grobe Karte
der gesamten deutschen Küste benutze.
Die von weitem sichtbare flache Küste hebt sich langsam aus dem Meer, bekommt
dann Böschungen, entpuppt sich schließlich als noch weit entfernte Steilküste.
Durch die klare Luft und die fehlenden Details ist es unmöglich, Entfernungen
zu schätzen, die Küste kommt und kommt nicht näher. Wenn das GPS nicht ein
Vorwärtskommen von ca. 6,5 km/h anzeigte, würde ich an meiner Wahrnehmung
zweifeln oder auf eine starke ablandige Strömung tippen.
Die zunehmende Müdigkeit und der aufkommende Hunger verlangsamen die gefühlte
Annäherung noch einmal zusätzlich. Ich schließe immer mal für eine Weile beim
Paddeln die Augen, um sie danach voller Hoffnung auf eine deutliche Annäherung
der Küste wieder zu öffnen.
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Nach knapp 9 Stunden auf See schrappe ich endlich an Land, unmittelbar neben
dem Zaun des landseitigen Sperrgebietes, von dem aus in Richtung See geschossen
wird, und unmittelbar vor den Toren des Zeltplatzes Johannistal, auf dem ich
jetzt residiere.
Der Zeltplatz besteht wie üblich aus 90% ortsfesten Wohnwagen, von denen nur
50% besetzt sind. Also alles ziemlich ruhig und bestens ausgestattet. Für
morgen wird erst einmal wieder Schauerwetter angesagt und Nordostwind - also
genau Gegenwind auf dem Kurs durch den Fehmarnsund.
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