Motodrom Hockenheim  15. - 16. Juni 2002

Nach dem erfreulichen Ergebnis von Oschersleben vor 14 Tagen war nun Hockenheim an der Reihe. 
Ich war gespannt auf das neue Streckenlayout, wurde doch der Kurs speziell für die Formel I neu gestaltet und, was längst nötig war, es gab auch auf der kompletten Strecke eine neue Asphaltdecke. Der "alte" Kurs war nicht gerade meine Lieblingsstrecke, was nicht am Streckenverlauf lag, sondern eher etwas mit meinen Stürzen zu tun hatte, welche gerade auf dieser Strecke recht zahlreich auftraten.
Die neue Strecke ist meiner Meinung nach fahrerisch und vor allem wegen der unheimlich engen, neuen Passage, physisch extrem anspruchsvoll geworden. Bei 30 Grad Außentemperatur gab es da schon mächtig Schwitze in Helm und Kombi!

Was vorab aber noch zu erwähnen wäre ist, dass Ziegel, der schon in Oschersleben Mechanikerminuspunkte erhielt, zu dieser Veranstaltung gar nicht angetreten ist........kein Geld und keine Zeit waren als Grund 1 Tag vor Abfahrt nach Hockenheim zu hören! 
Nun soll dieser Bericht nicht zur Klatschpresse werden und deswegen ist das hier und heute das letzte Mal, dass ich darüber ein Wort verliere. Es ist aber ganz klar, dass man sich auf sein Team verlassen muss und deshalb in Zukunft sich ein paar Dinge ändern werden!

....wieder zur Veranstaltung.
Die freien Trainings am Freitag waren zum Kennenlernen der Strecke sehr nützlich, da es doch einige Runden dauerte, bis man den Bogen richtig raus hatte. Der neue Streckenabschnitt ist zum Teil sehr winkelig, erfordert ein gutes Fahrwerk und eine gute Linienwahl. Im Großen und Ganzen bin ich aber recht schnell ganz gut zurecht gekommen und es waren von Trainingssession zu Trainingssession stetig Fortschritte in den Rundenzeiten zu erkennen. Allerdings hatte ich mit einem stark rutschenden Hinterrad zu kämpfen, was auf ein nicht optimal abgestimmtes Fahrwerk zurückzuführen ist. Die Fahrwerksabstimmung aber ist eine sehr, sehr komplizierte Angelegenheit und es gibt nur sehr wenige Experten, die sich damit richtig auskennen... und ganz ehrlich gesagt, gehöre ich nicht dazu.


Gabel und Federbein geben durch ihre feinabgestuften Einstellungsmöglichkeiten unzählige Varianten das Fahrwerk zu ändern. Allerdings benötigt man dazu unheimlich viel Zeit, welche man an den Renntagen natürlich nur sehr begrenzt zur Verfügung hat. Die nächste Frage wäre dann auch, ob man sich bei eventuellen Veränderungen am Fahrwerk auch tatsächlich in die richtige Richtung bewegt!? Oftmals wird man durch ein ungewöhnliches Reifenbild in eine falsche Richtung gelenkt. Ich denke, dass die Fahrwerksabstimmung deswegen um vieles schwieriger ist als das Abstimmen des Motors. 

Und um es vorweg zu nehmen, die Probleme mit dem stark rutschenden Hinterrad bekam ich das ganze Wochenende nicht 100% in den Griff und es war zum Teil auch Glück, dass auch die derberen Rutscher ohne Sturz blieben! Die Übersetzung hatte ich hingegen sehr gut getroffen, wenn ich auch gerne wieder einen Getriebekit gehabt hätte, um speziell den 2. und 3. Gang exakter abstimmen zu können!

Im Zeittraining lief alles recht gut, ich konnte trotz einiger bedenklicher Rutscher die 13. Zeit hinlegen, was gleichzeitig das beste Trainingsergebnis für mich in der laufenden Saison bedeutete! Das war ziemlich exakt eine Sekunde hinter der 2.Startreihe, also ein durchaus überschaubarer und aufholbarer Rückstand! Am Abend bereiteten wir das Motorrad ganz exakt auf das Rennen vor und alle erdenklichen Teile wurden genau eingestellt und gecheckt. Ich wollte den guten Startplatz natürlich auch gerne in ein gutes Rennergebnis umsetzen.

Abends gab es dann auf dem Boxendach eine vom Veranstalter organisierte Party, welche für westdeutsche Verhältnisse richtig gut besucht war und wo auch echt ausgelassene Stimmung herrschte. Aber irgendwann ist jeder Tag zu Ende, so auch dieser! Der harte Kern feierte nach der offiziellen Party noch etwas in der Box weiter. Für mich war es aber Zeit ins Bett zu gehen.... Der Tag hatte ganz schön geschlaucht, vor allem wegen der brutalen Hitze, die das ganze Wochenende vorherrschte. Mit Ausnahme eines 15 Minuten Brutalo Hagelgewitters am Samstagabend! Hätten wir zu diesem Zeitpunkt unser exklusives Racingzelt aufgebaut,in welchem wir schrauben, wenn es auf einer Strecke keine Boxen gibt ... ja, dann wären das die letzten Minuten dieses Luxuspavillions gewesen!

Am Sonntagmorgen wurde ich jäh durch brutalen Lärm gegen 6 Uhr geweckt. Dieser wurde durch ein Müllfahrzeug verursacht, welches 2 Meter neben meiner Schlafstätte ca. 20 Mülltonnen leerte!!

Im Warm up experimentierten wir noch etwas mit dem Reifenluftdruck am Hinterrad, um vielleicht dadurch das Rutschen besser in den Griff zu bekommen. Und es wurde auch etwas besser, aber nicht wirklich gut.
Inzwischen wurde das Fahrerlager von Zuschauermassen bevölkert und auch die Tribünen waren sehr gut besetzt. Überhaupt muss man sagen, dass die Zuschauerresonanz in dieser Saison sehr erfreulich ist. So waren bei den ersten beiden Rennen der Saison jeweils knapp 20.000 Menschen an der Strecke! Ganz sicher trug an diesem Wochenende auch das hochsommerliche Wetter dazu bei.

 

 


Ich hatte mir vorgenommen, mich diesmal ganz genau auf den Start zu konzentrieren, um nicht wieder die gute Trainingsposition zu verschenken. Und ich glaube, ich bin jetzt auf dem richtigen Weg, was das Starten angeht. Ich kam sehr gut weg, hatte allerdings mit einem extrem aufsteigenden Vorderrad Probleme und musste noch einmal leicht vom Gas. Trotzdem war ich ganz zufrieden diesmal. Bis Rennmitte hatte ich mich auf den 12. Platz gefahren und hatte nach hinten 4 Sekunden Luft. Allerdings fiel es mir unheimlich schwer, das Tempo der Vorderleute mitzugehen, sodass sich der Abstand zu diesen von Runde zu Runde leicht vergrößerte. Das negative Highlight folgte aber erst in der nächsten Schikane, als sich beim Umlegen von einer Kurve in die andere mein Tank löste, und nur noch am Benzinschlauch neben dem Rahmen hing. Mit allergrößtem Glück bin ich dabei nicht gestürzt, musste aber derbe durchs Kiesbett, bevor ich zum Stehen kam. Anfangs war mir gar nicht bewusst, was eigentlich los war, als ich dann realisiert hatte, das der Haltegummi des Tanks vergessen wurde zu befestigen!!!! Außer mir vor Wut, wegen so eines unnötigen Fehlers, versuchte ich panisch den Tank wieder zu fixieren. Ich hatte damit in dieser Hektik und mit den Handschuhen meine liebe Mühe. Als ich den Tank wieder fest hatte, schob ich die Honda wieder an und ging mit großem Rückstand wieder ins Rennen. Insgeheim hoffte ich, mit viel Glück noch irgendeinen der begehrten IDM-Punkte erhaschen zu können. Das gelang mir aber nicht und ich kam als undankbarer 18. ins Ziel.

Ich war enttäuscht wie lange nicht und ich kann es auch heute nicht wiedergeben, wie sehr mich diese verschenkten Punkte ärgern. Es ist natürlich speziell kurz nach dem Rennen nicht so easy mit so einer Scheiß-Situation klar zu kommen. Ich weiß auch, dass jeder Mensch der arbeitet, Fehler machen kann, und ich werfe das auch Hexe nicht vor, dass er hier irgendetwas vermasselt hat. Es ist einfach nur die maßlose Enttäuschung, die einen nach so einem psychisch und physisch anstrengenden Wochenende in die Knie zwingt! Also, von Schuldzuweisungen ist keine Rede! Im Gegenteil, ich sollte vielleicht mal erwähnen, wie hundertprozentig ich mich speziell auf Welle, Hexe und Watte verlassen kann, egal um welche Art der Hilfe es geht! Ich bin auch kein Mensch der tausend mal "Danke" sagt, weil ich irgendwie davon ausgehe, dass wir, die wir zusammen die IDM-Sache anpacken, auch richtig zusammenhalten. Und zwar auch, wenn es mal nicht so erfreulich läuft. Aber ein "Dankeschön" tut immer gut, deswegen möchte ich mich hiermit mal herzlich bei Euch bedanken und hoffe, dass wir dies noch recht lange so zusammen durchziehen!!
Und trotzdem,ich wäre kein Rennfahrer würde mich die Situation nicht maßlos fertig machen.

Jetzt sind erstmal 3 Wochen IDM-Pause, bevor es dann nach Salzburg geht. Bis dahin versuche ich, noch etwas Leistung bei der Honda zu finden. Sollte mir das nicht gelingen, stehen meine Chancen auf den kommenden schnellen Strecken nicht gerade gut. Mal sehen, ob es klappt! Am kommenden Wochenende gehe ich auf den Prüfstand und teste einige Teile aus. Vielleicht erlangen wir dort schon positive Erkenntnisse....

HASTA LUEGO AMIGOS
RICO